Wenn Petrus streikt

Regen, Gewitter, Blitz und Donner: Die letzte Woche sah bis auf das “Mini-Hoch” vom Freitag schaurig aus. Die Feuerwehr musste Keller auspumpen, Strassen standen unter Wasser, Aquaplaning verursachte Unfälle - und es traut sich kaum einer noch heraus.

Von Selina Moser - Publiziert: 14. Juni 2016 - Aktualisiert: 5. Juli 2016

Gefühlsachterbahn von Petrus

Der EM-Auftakt vom Freitag verging heiter, doch das Regenwetter liess nicht lange auf sich warten und zeigte sich bereits am nächsten Tag wieder in voller Pracht. Auch die nächsten Tage dürfte das Wetter wechselhaft bleiben, so Peter Wick auf MeteoNews.tv. Der Trend bleibe unbeständig, oder “beständig unbeständig”. Eine Stabilisierung sei nicht in Sicht, starker Regen, Gewitter und Aufhellungen wechselten sich weiterhin ab. Auch nächste Woche bleibt das Wetter unberechenbar.

Dass das nicht nur auf erfreute Gemüter stösst, ist dem Meteorologen klar. “Nicht wütend sein auf uns Wetterfrösche, sondern auf den da oben”, sagt er im Wetterflash vom 13. Juni und zeigt mit dem Finger nach oben, “der weiss besser, was er macht.” Die Meteorologen werfen den Ball also Petrus zu. Doch weiss Petrus wirklich so gut Bescheid? Oder zeigt er auch mit dem Finger nach unten, um die Verantwortung den Menschen zurückzuspielen? Der Weltklimarat IPCC schreibt in seinem fünften Sachstandsbericht, es sei sehr wahrscheinlich, dass die Erwärmung, die zu Extrem-Wetterlagen führt, zu mehr als 50% vom Menschen verursacht werde.

Klima wie bei den Amis

Georg Klingler, Klima-Experte bei Greenpeace Schweiz, betont den Zusammenhang zwischen der Klimaerwärmung und den extremen Gewittern, der durch statistische Studien bewiesen worden sei. Laut ihm hätten sich solche Wetterphänomene in diesem Jahr in der Schweiz sogar gehäuft, wie 20Minuten schreibt. Noch nie verhielt sich das Klima in der Schweiz so ähnlich wie jenes in Amerika, zitiert 20Minuten “Le Matin”.

Doch was hat die Klimaerwärmung mit dem Extremwetter zu tun, das uns seit Wochen veranlasst, den Regenschirm zu zücken? Die Durchschnittstemperatur ist im vergangenen Jahrhundert in der Schweiz um ca. 2° Celsius gestiegen - was sehr viel sei, sagt Professor Reto Knutti von der ETH Zürich der Tageswoche. “Pro Grad Erwärmung kann die Luft sieben Prozent mehr Wasser aufnehmen. Somit führt die gleiche Wettersituation bei höherer Temperatur zu intensiveren Starkniederschlägen”, erklärt er weiter.

Was wir tun können

Dass der Klimawandel eine globale Herausforderung darstellt, ist kein Geheimnis. Wie die CO2-Statistik des Klimaschutz Stadt Zürich zeigt, scheint das Erreichen der nationalen Zielvorgabe in Reichweite, welche eine Reduktion des CO2-Ausstosses um 10 Prozent unter das Niveau von 1990 vorsieht. Auch bezüglich Raumplanung hat sich in der Schweiz einiges getan. Der Hochwasserschutz sei gut ausgebaut, so Professor Reto Knutti im Gespräch mit der Tageswoche. Beispielsweise am Thunersee, wo ein Entlastungsstollen gebaut wurde, durch welchen schon vor starken Niederschlägen Seewasser in die Aare abgeleitet werde und somit der Wasserpegel reguliert werden könne.

Auch technologische Faktoren, wie beispielsweise Frühwarnsysteme und Alarmierungen, stellen für Meteorologen eine grosse Hilfe dar. Reto Knutti weiter: “Wir sind den starken Niederschlägen nicht wehrlos ausgesetzt.” Die Infrastruktur vorausdenkend zu bauen und wissenschaftliche Erkenntnisse über den Klimawandel einfliessen zu lassen, sei allerdings wichtig. Doch können wir als Individuen das Wetter beeinflussen, und wie weit können wir es voraussagen? Gar nicht, sagt Professor Reto Knuttis der Tageswoche: “Wer etwas über das Schweizer Wetter im kommenden September prognostiziert, der lügt einfach, weil darüber im Moment niemand Bescheid wissen kann.” Nun, ausser Petrus vielleicht.

Teufel von der Wand wischen

So gesehen bleibt uns also nicht viel anderes übrig, als das Beste aus den extremen Gefühlsausbrüchen Petrus’ zu machen und die Regentage heiter zu gestalten. Zum Beispiel im Freien mit erfrischenden Joggingtouren, inspirierenden Waldspaziergängen, lustigen Schlammschlachten, abenteuerlichen Badibesuchen und anschliessender Einkehr im trockenen Warmen.

Denn, malen wir keinen Teufel an die Wand: Man kann auch im Regen Spass haben. So ziehen die Veranstalter des Greenfield Festivals, das am Wochenende mit 102’421 Festivalgängern über die Bühne ging, trotz des nassen Wetters eine positive Bilanz. Diese Rekordzahl dürfte allerdings - so ganz unter uns - nicht zuletzt wegen dem “Super Wednesday” erreicht worden sein, der als neuer, vierter Festivaltag eingeführt wurde und die Red Hot Chili Peppers als Headliner präsentierte.

Wer sich optimal auf die kommenden Regentage vorbereiten, oder ihnen einfach entfliehen möchte, schaue sich doch die aktuellen Deals an.

Nun denn: Haut rein!

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