Längere Ladenöffnungszeiten

Es brauche kein Ladenöffnungsgesetz, findet Migros-Chef Herbert Bolliger und stösst mit dieser Aussage auf Widerstand. Sollen die Konsumenten entscheiden? Verschlechtern längere Öffnungszeiten die Arbeitsbedingungen der Detailhandelsangestellten?

Publiziert: 19. April 2016 - Aktualisiert: 24. Mai 2016

Migros-Chef Herbert Bolliger findet, dass es keine Gesetze zur Ladenöffnungszeit braucht: "Man sollte dieses Gesetz überall streichen.” sagt er im Gespräch mit Schweiz am Sonntag. Die Konsumenten sollten Entscheiden. Die Migors würde doch nirgends einen Laden öffnen, wenn keine Kunden kämen.

Arbeitnehmerschutz
Die Angestellten seien über das Arbeitsgesetz geschützt. Ausserdem gäbe es viele Mitarbeitende, die abends oder am Wochenende arbeiten wollten, weil es für sie so passe.

Aargau als Vorbild
Im Kanton Aargau wurde das Ladenöffnungsegetz 2005 gekippt. Seither werden die Öffnungszeiten lediglich durch das Arbeitsgesetz des Bundes eingeschränkt. Von Montag bis Samstag dürfen Läden von 6 bis 23 Uhr offen bleiben. - Dies wäre laut Bolliger die Beste Lösung für alle Kantone.

Kompromiss bereits beantragt
Erst kürzlich hat die Wirtschaftskommision des Ständerates beantragt, das neue Ladenöffnungsgesetz anzunehmen. Dieses stellt einen Kompromiss nach jahrelangen Debatten in den Räten dar. Mit dem neuen Gesetz dürften Händler in der ganzen Schweiz an Wochentagen zwischen 6 und 20 Uhr offen haben und an Samstagen von 6 bis 18 Uhr.

Das sagen IG-Detailhandel und Volg
Zur IG-Detailhandel gehören Migros, Coop und Manor. Eine Liberalisierung am Sonntag sei kein Thema, sagt der IG-Geschäftsleiter Patrick Marty. Die momentane Lösung des Parlaments sei eine pragmatische, die die Kompetenzen der Kantone nicht einschränke.

Die vor allem auf dem Land präsente Volg-Gruppe setzt sich auch eher für eine Liberalisierung ein. Früher seien Einkäufe eher am Vormittag getätigt worden, heute vermehrt am Abend oder auch Sonntag, sagt die Volg Sprecherin Tamara Scheibli. Daher sehe man bei Volg das Potential von längeren Öffungszeiten. Gerade kleinere Läden könnten von längeren Öffnungszeiten profitieren, was letztendlich auch der Sicherung von Arbeitplätzen diene.

Widerstand bei der Gewerkschaft
Die Unia sieht in der Liberalisierung der Ladenöffungszeiten eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen. Angestellte des Detailhandels seien durch das Arbeitsgesetz nicht genügend geschützt, sagt Unia-Sekretär Arnaud Bouverat. Die vom Parlament beschlossene Liberalisierung führe in 14 Kantonen bei 65% der Beschäftigten zu schlechteren Bedingungen. Wer heute bis 20 Uhr arbeiten müsse, sei oft erst sehr spät zu Hause - und frühmorgens bereits wieder im Laden.

So werde es unmöglich, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Ausserdem sei in Kantonen mit liberalen Öffnungszeiten ein Verdrängungskampf zuungunsten der Kleinen zu beobachten, so Bouverat. “Verkäuferinnen berichten uns oft, dass sie auch dann im Laden stehen müssen, wenn keine Kunden kommen. Die grossen Ketten setzen in diesen Zeiten einfach weniger Personal ein, was zu extrem aufgesplitteten Arbeitseinsätzen und Arbeit auf Abruf führt”, sagt Bouverat.

Praktisch und zeitgemäss oder unnötig und schlecht für die Angestellten? Letztendlich werden wohl das Verhalten und die Bedürfnisse der Konsumenten ausschlaggebend sein.

Auf Aktionis.ch siehst die aktuellen Aktionen jedenfalls auch vor und nach Ladenschluss.

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